Wissenschaftliche Projekte & Kollaborationen
Forschende der beiden Projekte „StabiGest“ und „MultIS“, die dem DFG Sonderforschungsprogramm 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom) angehören, analysieren die Verwendung und Bedeutung rekurrenter Gesten in längeren Sequenzen. Die Untersuchung konzentriert sich auf die prosodische Analyse der "Slicing gesture" und ihre Rolle für die Betonung und Strukturierung im Diskurs.
In dem Projekt arbeiten Frank Kügler (Goethe-Universität Frankfurt), Pilar Prieto Vives (Universität Pompeu Fabra), Alina Gregori (Goethe-Universität Frankfurt), Paula Ginesa Sánchez Ramón (Goethe-Universität Frankfurt).
Pilot-Korpusstudie, zusammen mit Anastasia Bauer (Universität zu Köln) innerhalb des DFG Sonderforschungsprogramms 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom).
Sind rekurrente nicht-manuelle Bewegungen auch in Laut- und Gebärdensprachen verbreitet? Diese Frage adressiert das kollaborative Projekt. Durch die Fokussierung auf Interaktionsdaten aus Korpora von Laut- und Gebärdensprachen werden wir eine gemeinsame Studie zu einer nicht-manuellen rebkurrenten Bewegung durchführen und diese modalitätsübergreifend in der deutschen Lautsprache und DGS (Deutsche Gebärdensprache) vergleichen. Wir konzentrieren uns dabei auf verschiedene Varianten des Kopfnickens, das am häufigsten produzierte körpersprachliche Signal in der Interaktion.
Kollaboration mit Chiara Zulberti, Katja Liebal und Federica Amici (Kompositionelle Strukturen in der gestischen Kommunikation von Schimpansen, Universität Leipzig), die dem DFG Sonderforschungsprogramm 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom) angehören sowie Jana Bressem (TU Chemnitz).
Dieses Projekt zielt darauf ab, bestehende Einschränkungen zu überwinden, indem ein neuartiger, formbasierter Bottom-up-Ansatz entwickelt wird, um verschiedene Gestentypen in der Kommunikation von Schimpansen zuverlässig zu identifizieren. Mithilfe dieser Methode können Gesteneinheiten systematisch anhand ihrer formalen Merkmale unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden, wodurch subjektive Verzerrungen durch Top-down-Klassifikationen verringert werden. Die vorgeschlagene Zusammenarbeit verfolgt dabei zwei Hauptziele:
- Entwicklung eines Kodierungsschemas, das wesentliche Merkmale und Kriterien von Gestenformen bei Schimpansen beschreibt
- Anwendung dieses formbasierten Kodierungsschemas zur Identifizierung von Gestentypen in der Schimpansenkommunikation
Dieser Ansatz trägt zu einem besseren Vergleich des gestischen Kommunikationsverhaltens bei, indem ein formbasiertes Werkzeug entwickelt und getestet wird, das zur Kategorisierung von Gestentypen auch bei anderen Arten als dem Menschen verwendet werden kann.
Projekt-Output
Vortrag: 5.-7. Juni 2024, EFP 2024, Lausanne, Schweiz. ChimpLASG: a form-based approach to the classification of chimpanzee gestures.
Eigene Stelle (DFG) zum Thema „Stabilisierungsprozesse in Gesten. Ein medienspezifischer und Modalitäten übergreifender Ansatz“ am Sign Lab Göttingen, im Rahmen des DFG-Sonderforschungsprogramms 2329 „Visuelle Kommunikation. Theoretische, empirische und angewandte Perspektiven (ViCom)“.
Rekurrente Gesten, die oft mit der Sprache verwendet werden, zeigen funktionale Ähnlichkeiten zu Elementen von Laut- und Gebärdensprachen und bilden kulturell geteilte Bedeutungsrepertoires, doch hat sich die Forschung bisher vorwiegend auf spontane Gesten fokussiert. Das Forschungsprojekt untersucht Stabilisierungsprozesse dieser Gesten und vergleicht sie mit Lexikalisierungs- und Grammatikalisierungsprozessen in Gebärdensprachen, um stabile Gestenfamilien und die Dynamik von Gestensequenzen zu beschreiben. Es zielt darauf ab, einen medienspezifischen und modalitätsübergreifenden Ansatz zu formulieren, der gemeinsame und sprachspezifische Merkmale von Gesten und Gebärden identifiziert.
Projekt-Output:
Ladewig, S. H. (2024). Recurrent Gestures: Cultural, Individual, and Linguistic Dimensions of Meaning Making. In A. Cienki (Ed.), The Cambridge Handbook of Gesture Studies. Cambridge University Press, 32-55.
Ladewig, Silva H. & Lena Hotze (2023). From action to performative gesture. The Slapping movement used by children at the age of four to six, In: Semiotica2023(250), 91-116. https://doi.org/10.1515/sem-2022-0033
Ko-Koordinatoren im Projekt Multimodal Stancetaking: Expressive Movement and Affective Stance. Political Debates in the German Bundestag and the Polish Sejm (gefördert im Programm „Beethoven“ der DFG/NCN)
sprachvergleichende Studie der Cyclic gesture (Englisch, Farsi und Deutsch) zusammen mit Laura Hirrel (University of New Mexico, USA), finanziert durch das Viadrina International Program for Graduates
In diesem Projekt wurde der Zusammenhang zwischen zyklischen Gesten und Aspektausdruck in Englisch, Deutsch und Persisch (Farsi) untersucht, um zu erforschen, welche aspektuellen Konstruktionen üblicherweise mit zyklischen Gesten einhergehen und ob es sprachübergreifende Ähnlichkeiten sowie sprachspezifische Muster gibt. Die Studie stellte fest, dass zyklische Gesten in allen drei Sprachen häufig mit kontinuierlichen, gewohnheitsmäßigen und iterativen Aspekten verwendet werden, aber es gibt keine durchgehende Formstabilität, obwohl sprachspezifische Eigenschaften die formale Variabilität beeinflussen können. Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass zyklische Gesten auf erlebten zyklischen Bewegungen basieren und weisen auf eine Interaktion von Sprache und Geste auf grammatikalischer Ebene hin, die zur Bildung sprachspezifischer multimodaler Konstruktionen führen kann.
Projekt-Output:
3.-7. Juli 2018, ISGS 8, Kapstadt, Südafrika, The embodied nature of aspect – a cross-linguistic comparison of the cyclic gesture in English, Farsi, and German
Kapitel “Grammaticaliztion in gestures” in Ladewig, Silva H. (2020). Integrating Gestures. The Dimension of Multimodality in Cognitive Grammar. Berlin/Amsterdam: De Gruyter Mouton
Post-Doc und Ko-Leitung des Teilprojekts „Bedeutungsemergenz in Sprache und Geste“, das dem BMBF Verbundprojekt Körpersprache von Bewegung und Tanz: Bedeutungsemergenz, Versprachlichung und therapeutische Nutzung angehört.
Das Teilprojekt "Bedeutungsemergenz in Sprache und Geste" erforscht, wie körperliche Bewegungserfahrungen in sprachliche und gestische Ausdrucksformen überführt und durch diese Ausdrucksformen wiederum beeinflusst werden. Durch die Analyse von Tanztrainings und -workshops mittels ethnographischer Videoaufzeichnungen und linguistischer Gestenanalyse werden die Rekonstruktion des Leibgedächtnisses und die Verkörperung von Erfahrungen in Sprache und Geste untersucht. Dieser Ansatz fördert ein interdisziplinäres Verständnis der Übersetzungsprozesse zwischen Bewegung und Sprache und berührt wichtige Themenbereiche wie Sprachtheorie, Embodiment-Forschung und die Philosophie des Körpergedächtnisses.
Projekt-Output:
Kolter, A., Ladewig, S. H., Summa, M., Koch, S., Fuchs, T., & Müller, C. (2012). Body memory and emergence of metaphor in movement and speech. An interdisciplinary case study. In S. Koch, T. Fuchs, M. Summa, & C. Müller (Eds.), Body Memory, Metaphor, and Movement (pp. 201-226). John Benjamins.
Müller, C., & Ladewig, S. H. (2013). Metaphors for sensorimotor experiences. Gestures as embodied and dynamic conceptualizations of balance in dance lessons. In B. Dancygier, J. Hinnell, & M. Borkrent (Eds.), Language and the creative mind (pp. 295-324). CSLI.
Projekt: Towards a grammar of gesture: evolution, brain, and linguistic structures, gefördert von der VolkswagenStiftung.
Das Projekt verfolgt das Ziel, eine auf Neuropsychologie und Evolutionstheorie basierende Grammatik der Gesten zu entwickeln, die Erkenntnisse für Geistes- und Naturwissenschaften liefert. Es vereint Linguistik, Semiotik, Neurologie und Primatologie, um Sprachmultimodalität, die neuropsychologische Grundlage von Gesten und die Sprachevolution zu erforschen. Ziel ist es, durch linguistische und semiotische Analysen eine kohärente Darstellung der Strukturen von Gesten zu schaffen, die als Grundlage für weitere Forschungen dient und die multimodale Natur von Sprache sowie ihre Konsequenzen für die Sprachwissenschaft herausstellt.
Entwicklung eines linguistischen Ansatzes der Gestenanalyse:
Müller, C., Ladewig, S. H., & Bressem, J. (2013). Gesture and speech from a linguistic point of view. In C. Müller, A. Cienki, E. Fricke, S. H. Ladewig, D. McNeill, & S. Teßendorf (Eds.), Body – Language – Communication. An International Handbook on Multimodality in Human Interaction. (Handbooks of Linguistics and Communication Science 38.1.) (pp. 55-81). De Gruyter Mouton.
Müller, C., Bressem, J., & Ladewig, S. H. (2013). Towards a grammar of gesture: A form-based view. In C. Müller, A. Cienki, E. Fricke, S. H. Ladewig, D. McNeill, & S. Tessendorf (Eds.), Body – Language – Communication. An International Handbook on Multimodality in Interaction (pp. 707–733). De Gruyter Mouton.
Entwicklung linguistischer Methoden der Gestenanalyse
Bressem, J., Ladewig, S. H., & Müller, C. (2013). A linguistic annotation system for gestures (LASG). In C. Müller, A. Cienki, E. Fricke, S. H. Ladewig, D. McNeill, & S. Teßendorf (Eds.), Body – Language – Communication: An International Handbook on Multimodality in Human Interaction (pp. 1098-1125). De Gruyter Mouton.
Ladewig, S. H., & Bressem, J. (2013). Linguistic perspective on the notation of gesture phases. In C. Müller, A. Cienki, E. Fricke, S. H. Ladewig, D. McNeill, & S. Teßendorf (Eds.), Body – Language – Communication. An International Handbook on Multimodality in Human Interaction. (Handbooks of Linguistics and Communication Science 38.1.) (pp. 1060-1079). De Gruyter Mouton.
Ladewig, S. H., & Bressem, J. (2013). New insights into the medium hand – Discovering Structures in gestures based on the four parameters of sign language. Semiotica, 197, 203–231.