Geförderte Projekte
Eigene Stelle (DFG) zum Thema „Grundzüge einer Morphologie rekurrenter Gesten“ am Sign Lab Göttingen, im Rahmen des DFG-Sonderforschungsprogramms 2329 „Visuelle Kommunikation. Theoretische, empirische und angewandte Perspektiven (ViCom)“.
Dieses Projekt untersucht, wie Kompositionalität in rekurrenten Gesten entsteht und ob Parameter wie Bewegungsmuster oder Handform als bedeutungstragende Einheiten, bedeutungsunterscheidende Merkmale oder strukturelle Elemente fungieren. Mithilfe eines Korpus basierten und experimentellen Ansatzes werden sowohl Varianten innerhalb einzelner rekurrenter Gesten als auch gemeinsam genutzte Parameter über verschiedene Gesten hinweg untersucht.
Durch die systematische Analyse (a) von Parametern, die innerhalb einzelner rekurrenter Gesten auftreten, und (b) Parametern, die über Gesten hinweg geteilt werden und dabei dieselbe Bedeutung beibehalten, wird das Projekt ein Repertoire wiederkehrender Formparameter aufbauen. Angesichts des unklaren Status dieser Parameter wird (c) eine theoretische Diskussion erörtern, ob gestische Formparameter möglicherweise sprachlichen Einheiten wie Morphemen und Allomorphen ähneln oder ob sie eher modalitätsspezifischen Prinzipien der Komposition folgen.
Eigene Stelle (DFG) zum Thema „Stabilisierungsprozesse in Gesten. Ein medienspezifischer und Modalitäten übergreifender Ansatz“ am Sign Lab Göttingen, im Rahmen des DFG-Sonderforschungsprogramms 2329 „Visuelle Kommunikation. Theoretische, empirische und angewandte Perspektiven (ViCom)“.
Rekurrente Gesten, die oft mit der Sprache verwendet werden, zeigen funktionale Ähnlichkeiten zu Elementen von Laut- und Gebärdensprachen und bilden kulturell geteilte Bedeutungsrepertoires, doch hat sich die Forschung bisher vorwiegend auf spontane Gesten fokussiert. Das Forschungsprojekt untersucht Stabilisierungsprozesse dieser Gesten und vergleicht sie mit Lexikalisierungs- und Grammatikalisierungsprozessen in Gebärdensprachen, um stabile Gestenfamilien und die Dynamik von Gestensequenzen zu beschreiben. Es zielt darauf ab, einen medienspezifischen und modalitätsübergreifenden Ansatz zu formulieren, der gemeinsame und sprachspezifische Merkmale von Gesten und Gebärden identifiziert.
Projekt-Output:
Ladewig, Silva H. (2025). Embodied sharpness: exploring the slicing gesture in political talk shows, In: Frontiers in Psychology 15. doi:10.3389/fpsyg.2024.1494192
Ladewig, S. H. (2024). Recurrent Gestures: Cultural, Individual, and Linguistic Dimensions of Meaning Making. In A. Cienki (Ed.), The Cambridge Handbook of Gesture Studies. Cambridge University Press, 32-55.
Ko-Koordinatoren im Projekt Multimodal Stancetaking: Expressive Movement and Affective Stance. Political Debates in the German Bundestag and the Polish Sejm (gefördert im Programm „Beethoven“ der DFG/NCN)
Kollaborationen
Zusammen mit Vinicius Macuch Silva analysieren wir innerhalb des DFG-Sonderforschungsprogramms 2392 „Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives“ (ViCom), ob und welche rekurrenten Gesten mit der Modalpartikel eigentlich kookkurreren.
Eine zentrale offene Frage dabei ist, ob rekurrente Gesten systematisch mit verbalen Elementen kookkurreren, die ähnliche Bedeutungen ausdrücken, wie beispielsweise Diskurspartikeln. Genau dieser Frage widmen wir uns in unserem kollaborativen Projekt. Anhand von Interaktionsdaten aus dem gesprochenen Deutschen untersuchen wir die multimodale Verteilung eines verbalen Ausdrucks, der voraussichtlich gemeinsam mit rekurrenten Gesten zur Markierung eines pragmatischen Kontrasts auftritt.
Projekt Output
July 2025; ISGS 10, Nijmegen, "Marking Contrast Multimodally: The Co-Occurrence of ‘eigentlich’ and Palm-Up Gestures in Spoken German; Panel: "A multi-approach study of recurrent gestures and linguistic particles across languages" (organisiert von Simon Harrison, Silva H. Ladewig, & Suwei Wu)
Forschende der beiden Projekte „StabiGest“ und „MultIS“, die dem DFG Sonderforschungsprogramm 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom) angehören, analysieren die Verwendung und Bedeutung rekurrenter Gesten in längeren Sequenzen. Die Untersuchung konzentriert sich auf die prosodische Analyse der "Slicing gesture" und ihre Rolle für die Betonung und Strukturierung im Diskurs.
In dem Projekt arbeiten Frank Kügler (Goethe-Universität Frankfurt), Pilar Prieto Vives (Universität Pompeu Fabra), Alina Gregori (Goethe-Universität Frankfurt), Paula Ginesa Sánchez Ramón (Goethe-Universität Frankfurt).
Pilot-Korpusstudie, zusammen mit Anastasia Bauer (Universität zu Köln) innerhalb des DFG Sonderforschungsprogramms 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom).
Sind rekurrente nicht-manuelle Bewegungen auch in Laut- und Gebärdensprachen verbreitet? Diese Frage adressiert das kollaborative Projekt. Durch die Fokussierung auf Interaktionsdaten aus Korpora von Laut- und Gebärdensprachen werden wir eine gemeinsame Studie zu einer nicht-manuellen rebkurrenten Bewegung durchführen und diese modalitätsübergreifend in der deutschen Lautsprache und DGS (Deutsche Gebärdensprache) vergleichen. Wir konzentrieren uns dabei auf verschiedene Varianten des Kopfnickens, das am häufigsten produzierte körpersprachliche Signal in der Interaktion.
Projekt Output:
Bauer, A. & S.H. Ladewig (in Überarbeitung). Recurrent head gestures in signed and spoken language, wird eingereicht bei Open Linguistics, Special Issue "Gestural elements in signed and spoken languages", hrsg. von Elisabeth Engberg-Pedersen & Sandra Debreslioska.
Februar 2026, DGfS 2026, Trier, "Recurrent Head Gestures: A Cross-Modal Comparison of Pragmatic Functions in Spoken German and DGS (German Sign Language)" mit Anastasia Bauer, Workshop: "Tracing patterns across modalities: Similarities and differences in speaking, writing and signing."
Juli 2025, ISGS 10, Nijmegen, "Recurrent Head Gestures: A Cross-Modal Comparison of Pragmatic Functions in Spoken German and DGS (German Sign Language)" (mit Anstasia Bauer).
Kollaboration mit Chiara Zulberti, Katja Liebal und Federica Amici (Kompositionelle Strukturen in der gestischen Kommunikation von Schimpansen, Universität Leipzig), die dem DFG Sonderforschungsprogramm 2392 "Visual Communication. Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives" (ViCom) angehören sowie Jana Bressem (TU Chemnitz).
Dieses Projekt zielt darauf ab, bestehende Einschränkungen zu überwinden, indem ein neuartiger, formbasierter Bottom-up-Ansatz entwickelt wird, um verschiedene Gestentypen in der Kommunikation von Schimpansen zuverlässig zu identifizieren. Mithilfe dieser Methode können Gesteneinheiten systematisch anhand ihrer formalen Merkmale unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden, wodurch subjektive Verzerrungen durch Top-down-Klassifikationen verringert werden. Die vorgeschlagene Zusammenarbeit verfolgt dabei zwei Hauptziele:
- Entwicklung eines Kodierungsschemas, das wesentliche Merkmale und Kriterien von Gestenformen bei Schimpansen beschreibt
- Anwendung dieses formbasierten Kodierungsschemas zur Identifizierung von Gestentypen in der Schimpansenkommunikation
Dieser Ansatz trägt zu einem besseren Vergleich des gestischen Kommunikationsverhaltens bei, indem ein formbasiertes Werkzeug entwickelt und getestet wird, das zur Kategorisierung von Gestentypen auch bei anderen Arten als dem Menschen verwendet werden kann.
Projekt-Output
Vortrag: 5.-7. Juni 2024, EFP 2024, Lausanne, Schweiz. ChimpLASG: a form-based approach to the classification of chimpanzee gestures.
sprachvergleichende Studie der Cyclic gesture (Englisch, Farsi und Deutsch) zusammen mit Laura Hirrel (University of New Mexico, USA), finanziert durch das Viadrina International Program for Graduates
In diesem Projekt wurde der Zusammenhang zwischen zyklischen Gesten und Aspektausdruck in Englisch, Deutsch und Persisch (Farsi) untersucht, um zu erforschen, welche aspektuellen Konstruktionen üblicherweise mit zyklischen Gesten einhergehen und ob es sprachübergreifende Ähnlichkeiten sowie sprachspezifische Muster gibt. Die Studie stellte fest, dass zyklische Gesten in allen drei Sprachen häufig mit kontinuierlichen, gewohnheitsmäßigen und iterativen Aspekten verwendet werden, aber es gibt keine durchgehende Formstabilität, obwohl sprachspezifische Eigenschaften die formale Variabilität beeinflussen können. Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass zyklische Gesten auf erlebten zyklischen Bewegungen basieren und weisen auf eine Interaktion von Sprache und Geste auf grammatikalischer Ebene hin, die zur Bildung sprachspezifischer multimodaler Konstruktionen führen kann.
Projekt-Output:
3.-7. Juli 2018, ISGS 8, Kapstadt, Südafrika, The embodied nature of aspect – a cross-linguistic comparison of the cyclic gesture in English, Farsi, and German
Kapitel “Grammaticaliztion in gestures” in Ladewig, Silva H. (2020). Integrating Gestures. The Dimension of Multimodality in Cognitive Grammar. Berlin/Amsterdam: De Gruyter Mouton